Groß und Klein im Business - können diese wirklich Gemeinschaften eingehen?
Am Wochenende war die Jahres-Convention der German Speaker Association in Düsseldorf und immer wieder zog sich während der drei Kongresstage unter den Mitgliedern eine Diskussion wie ein roter Faden durch, die wie ein Deja Vu für mich war.
Ein Verband oder eine Gemeinschaft gründet sich oft deswegen, weil man gemeinsam stärker ist, als wenn jeder einzeln seinen Job macht. Das kann Vorteile bringen wie Macht im Einkauf und damit bessere Einkaufspreise, die Möglichkeit der Bündelung von Maßnahmen (Trainings, Marketing u.v.m.) und Vorteile durch einen Erfahrungsaustausch. Schließlich muss nicht jeder die gleichen Fehler machen. Wäre doch toll, wenn man hier für sich die eine oder andere blutige Nase vermeiden kann.
Soweit die Theorie und - reden wir es nicht schlecht - oft auch die Praxis, wenn der Verband konsequent und gut geführt wird.
Je länger die Gemeinschaft existiert, desto mehr kommt aber ein Thema aufs Tablett, das für die Gemeinschaft eine Art Erwachsenwerden bedeutet. Die folgende Beschreibung (Situation) habe ich auf der GSA Convention erlebt, ich habe sie aber 1:1 auch in dem 10 Jahre von mir geführten Verbund von IT-Systemhäusern so erlebt.
Ein neues Mitglied (ein Newcomer-Trainer, ein kleines IT-Systemhaus) - nennen wir ihn im Folgenden den "Kleinen" - ist zum ersten Mal auf einer Veranstaltung. Es ist überwältigt von dem geballten Knowhow, das vor Ort versammelt ist und saugt begierig Informationen auf. Das ist normal und richtig.
In jeder Gemeinschaft gibt es (wie im Markt) ein Gefälle zwischen
den Spitzenleuten/Stars (nennen wir ihn im Folgenden den "Großen"), die im Markt an der Spitze stehen,
den Kollegen, die noch einen Weg zur Spitze haben
und denen, die da wahrscheinlich nie hinkommen werden, aus welchen Gründen auch immer.
Der kluge Kleine sucht die Nähe des Großen, um zu lernen.
Am Anfang gefällt das manchem Großen noch, da er "angehimmelt" wird und das ist erst mal eine Anerkennung - und wer ist schon wirklich frei davon, Anerkennung zu genießen.
Irgendwann aber geht es dem Großen auf den Senkel, dass er mehr gibt, als er zurück bekommt.
Sein Wunsch nach Austausch ist genauso gegeben, er wünscht sich diesen aber primär von Leuten, die mindestens auf Augenhöhe mit ihm sind. Und es kommt noch ein weiterer Umstand dazu, den Günther Huber, der damalige Chef eines großen Nürnberger IT-Systemhaus mit mal als Freund sehr wohlwollend formuliert hat.
Er sagte: "Cemal, ich bewundere Dich, was Du mit der iTeam (das war die IT-Kooperation) geschaffen hast. Das ist eine großartige Leistung und ein irrer Nutzen für die Partner. Doch obwohl Du persönlich mein Freund bist, müsste ich Dich eigentlich mit meinem Unternehmen bekämpfen. Du machst die Kleinen so stark, dass sie zu ernstzunehmenden Mitbewerbern von mir werden.
Und ich bin als starker Partner auch noch der, der Dich in die Lage dazu versetzt."
Was lernen wir daraus?
Eine Gemeinschaft lebt primär von den Starken. Da beißt die Maus keinen Faden ab. Und da können wir uns in breiten esoterischen Stimmungen auch wahnsinnig intensiv anderes vorstellen und alle zur Verstärkung unseren Namen tanzen, es bleibt faktisch so.
Eine Gemeinschaft gewinnt - zumindest in der Wirtschaft - Strahlkraft nach außen durch Größe. Dann wird man mehr wahr- und ernst genommen. Für Größe braucht es auch die Kleinen, das können die Großen alleine nicht leisten. Natürlich können die Großen auch einen Elite-Club unter sich gründen, das ist dann aber ein anderes Geschäftsmodell, hat andere Gesetze und erfordert andere Ziele.
Eine Gemeinschaft verliert rapide an Strahlkraft, wenn die Qualität nicht stimmt und das kann dann ziemlich schnell gehen. Das bedeutet, dass man klare Mindestkriterien für die Aufnahme Neuer haben muss, um den Fortbestand zu sichern. Das ist nicht immer harmonisch.
Wissen Sie, was mich an alledem besonders fasziniert?
All das ist in der Natur 1:1 genauso zu beobachten. Tiere bilden Rudel, werden von den Leitwölfen geführt und geschützt von ihm und den anderen Starken. Der Starke bildet dennoch ein Rudel, weil er - obwohl er stark ist - mit Rudel noch stärker ist und damit länger lebt. Das ist im Tierreich mit vielen Beispielen wunderbar zu beobachten, dass sich Wesen für eine Aufgabe (z.B. zum Schutz) mit richtig komplexen Strategien zusammen tun.
Außerdem ist es das Grundwesen von Geschöpfen (auch der Menschen), Gemeinschaften zu bilden.
Gerade heute ist es wichtiger denn je, große Dinge zu schaffen, damit man wahrgenommen wird.
Gemeinsam Großes schaffen und dann fair teilen, das ist zeitgemäß.
Komisch, dass es manche dann nicht wirklich ernst meinen mit dem fair teilen...
Aber vielleicht tragen diese meine Zeilen ja ein wenig bei dazu.
smilige Grüße schickt Ihnen